Artikelnummer: VW200201
Die Bewertung von Gastvogellebensräumen ist ein wichtiges Arbeitsfeld des hauptamtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes. Um Bewertungen objektiv vornehmen zu können, wurde schon vor Jahrzehnten das sogenannte 1 %-Kriterium eingeführt. Da die Bestände der entsprechenden Wasservogelarten über die Jahre nicht stabil bleiben, müssen die Schwellenwerte des 1 %-Kriteriums regelmäßig und für die zu betrachtende Region angepasst werden. Auf Basis des aktuellen Conservation Status Reviews für das Afrikanisch-Eurasische Wasservogelabkommen haben F. Güpner et al. für insgesamt 145 Wasservogelpopulationen die für Deutschland relevanten 1 %-Schwellen aktualisiert bzw. für die bei uns auftretenden Seevogelarten erstmals ermittelt. Die Vögel der Agrarlandschaft sind derzeit die größten Sorgenkinder des Vogelschutzes. Die meisten bisherigen Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation (KULAP, AUKM, Greening u. a.) wirken bislang zu kleinräumig und zu ineffizient, sodass sich der Abwärtstrend der meisten Agrarvögel nicht stoppen ließ. A. Krämer et al. analysierten die Effizienz von Agrar-Umwelt-Klimaschutz-Maßnahmen (AUKM) im nordrhein-westfälischen Vogelschutzgebiet Hellwegbörde. Als Verantwortungsart des Vogelschutzes in Deutschland steht der Rotmilan im Fokus umfangreicher Forschungs- und Schutzvorhaben. Nach dem Themenheft zum Rotmilan 2/2019 befasst sich im vorliegenden Heft erneut ein Beitrag mit dieser Art. Mit finanzieller Förderung des sachsen-anhaltischen Umweltministeriums statteten Mitarbeiter des Rotmilanzentrums in Halberstadt in zwei Gebieten in der Elbe- und der Saaleaue über 90 Nestbäume mit Manschetten als Überstiegsschutz vor Waschbären aus. Gleichzeitig wurden weitere Nestbäume mit Wildkameras überwacht. Obwohl Waschbären nicht geschützte Bäume nur selten erstiegen und direkte Brutverluste dem Neozoen nur in wenigen Fällen nachgewiesen werden konnten, belegten Schütz et al. einen signifikant höheren Bruterfolg von Rotmilanen und anderen Greifvogelarten auf Nestbäumen mit Kletterschutz. Wildkameras sind aus der Feldforschung nicht mehr wegzudenken. In der ornithologischen Forschung wurden sie bislang meist zur Ermittlung von Prädationsereignissen eingesetzt. L. Gädicke zeigt beispielhaft an einem Rauchschwalbennest, welche Informationen durch den Einsatz von Wildkameras z. B. zur Fütterungsaktivität gewonnen werden können. Insgesamt wurden bei einer Brut über 4.000 Nestanflüge registriert.