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Die Vogelwelt 141 (2023) Heft 1

Artikelnummer: VW14101

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Die Vogelwelt 141 (2023) Heft 1

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Das vorliegende Heft hochspannend und ein herausragendes Beispiel für das Kernanliegen unserer Zeitschrift: Es ist ein Heft der Langzeit-Untersuchungen, die meisten davon auf der Grundlage gewissenhafter ehrenamtlicher Arbeit. Ist schon die 30-jährige Sammlung und Auswertung von Schleiereulen-Gewöllen im Großtrappen-Schongebiet Havelländisches Luch (Kath et al., S. 49-59) eine beeindruckende Leistung, so wird sie von den über 40-jährigen Langzeitstudien zur Bestandsentwicklung von Rebhuhn und Wachtel in der Niederlausitz (Möckel, S. 23-47) und zur Entwicklung der Seevogel-Brutpopulationen auf Helgoland (Dierschke et al., S. 3-22) vom Zeitraum her noch getoppt. Entscheidend ist der große Erkenntnisgewinn, der aus diesen Langzeitstudien entsteht und der durch die heute in der professionellen Forschung üblichen zwei- bis dreijährigen Drittmittelprojekte kaum zu gewinnen ist. Das Beispiel der Brutvögel auf Helgoland beeindruckt vor allem durch die teilweise gegenläufige, heftige nichtlineare Bestandsdynamik der meisten Arten, die trotz der jahrzehntelangen Datenreihen kaum in die Zukunft zu extrapolieren ist. Die Entwicklung auf Helgoland wird kenntnisreich in Bezug zur Populationsentwicklung der Arten im gesamten Nordatlantik sowie den Veränderungen in der zunehmend industrialisierten Nordsee gesetzt. Viel klarer ist die Lage bei Rebhuhn und Wachtel. Die dramatische Abnahme der ersten und die deutliche Zunahme der zweiten Art können auch im überregionalen Kontext bestens dokumentiert und im Falle des Rebhuhns auch sehr gut durch die Veränderungen der Landschaft, durch die Zusammenlegung der Schläge und die Mechanisierung und Chemisierung der Landwirtschaft erklärt werden. Die Schlussfolgerungen für die aus Naturschutzsicht anzustrebenden Veränderungen der Agrarlandschaft liegen auf der Hand - das Wissen ist groß, es scheitert am Handeln. Natur- und Artenschutz sind meist einfacher durchzusetzen, wenn charismatische Flaggschiff- oder Schirmarten im Mittelpunkt von Schutzmaßnahmen stehen. Die Autorinnen und Autoren des dritten Beitrages dieses Heftes zeigen anhand der Auswertung von Schleiereulengewöllen, wie sich umfassende und großflächige Maßnahmen zum Schutz der Flaggschiffart Großtrappe im brandenburgischen Havelländischen Luch auf die Kleinsäugerzönose auswirkte. Wie die zunehmende Diversität der Kleinsäugernahrung der Schleiereule im Laufe der Jahre zeigt, profitierten neben Pflanzenarten, etlichen Insektentaxa, Amphibien und Reptilien offenbar auch Spitz-, Wühl- und Langschwanzmäuse von den umfangreichen Extensivierungsmaßnahmen im Grün- und Ackerland. Wir brauchen in Deutschland viel mehr Projekte wie das zum Schutz der Großtrappe, um über die Flaggschiffarten hinaus ein breites Spektrum von Arten zu fördern, insbesondere im Agrarraum!

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